Sexuell übertragbare Infektionen (sexually transmitted disease oder kurz STD)

von Dipl. med. Klaus Weißflog, Facharzt für Urologie

Die meisten Leser werden jetzt zurück schrecken und an schlimme Erkrankungen wie Syphilis und Gonorrhoe (Tripper) und ähnliches denken.
Nein, die sind es in Mitteleuropa nicht mehr, wenn auch in letzter Zeit die Zahlen durch Einschleppung aus Südostasien und Südosteuropa wieder zu steigen scheinen.

Aber die Gruppe der STD-Infektionen macht uns zunehmend Sorgen, da oft keine oder nur geringe und unspezifische Beschwerden bestehen, gerade bei Männern. Manchmal bemerkt man nur ein “ungutes Gefühl“, oder ein Nachträufeln des Urins. Bei Frauen fallen ein Ausfluss oder ein unangenehmer Geruch auf, z. T. äußert sich die Infektion mit Beschwerden nach dem Geschlechtsverkehr oder auch in wiederkehrenden Harnwegsinfekten und Pilzerkrankungen. Übrigens sind STD-Infektionen mit die häufigste Ursache für eine Sterilität, also ungewollte Kinderlosigkeit.

Zur Gruppe der STD-Keime gehören im engeren Sinn die Chlamydien, Mykoplasmen, Ureaplasmen, Gardnerellen und B-Streptokokken, des Weiteren sollte man aber auch an Trichomonaden denken, die man bereits mikroskopisch erkennen kann. Inzwischen gehen wir von einem hohen Durchseuchungsgrad von über 30 % in der Bevölkerung aus. Das ist sehr viel, aber man spricht nicht darüber, beziehungsweise ist die Problematik relativ unbekannt.  Die Übertragung erfolgt im Wesentlichen durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, aber auch Bäder haben wir im Verdacht.

Wie werden sie untersucht? Bei Frauen ist dies einfach mit einem Scheidenabstrich getan, eine Untersuchung von Chlamydien im Urin ist nicht so sicher, denn er läuft ja nur vorbei, aber möglich.
Beim Mann wird es schwieriger, weil die Keimkonzentration im Sperma meist zu niedrig ist.

Also muss man via Prostatamassage und Harnröhrenabstrichen ran und das ist sehr unangenehm und methodisch mit einer Falsch-Negativ-Rate von ca. 30 % behaftet, da die Erreger eben nicht vorn in der Harnröhre, sondern im Körperinneren in der Prostata und den Samenblasen festsitzen. Da die Bakterien sexuell übertragen werden, ist also wegen der Materialausbeute und Einfachheit die Untersuchung bei der Partnerin anzustreben, falls vorhanden.

Ein weiteres Problem stellt die Temperaturempfindlichkeit der Keime dar. Sie müssen schnell in speziellen Medien transportiert oder auf  Nährböden aufgetragen und bei 37° C bebrütet werden, wie ich das in meiner Praxis durchführen kann.

Ein Antikörpertest im Blut steht bisher im Wesentlichen nur für Chlamydien zur Verfügung. Leider sind die Bakteriennachweise aufwändig und nicht billig und werden wohl deshalb nicht so oft wie notwendig und sinnvoll durchgeführt oder nicht die komplette Gruppe untersucht.

Findet man eine Infektion und hat mit dem Antibiogramm ein geeignetes Medikament ausgetestet, ist die Behandlung nicht so problematisch. Natürlich muss der Sexualpartner mit therapiert werden. Auf keinen Fall sollte man auf Verdacht irgendein Antibiotikum schlucken. Im Übrigen sollte man auch an einen HIV-Test (Aids) denken, der aus dem Blut einfach möglich ist.

Haben Sie Fragen oder Beschwerden, dann melden Sie sich bitte, denn wir haben uns seit vielen Jahren auf diese Problematik spezialisiert.

Ihr Urologe und Männerarzt Klaus Weißflog

 

Veröffentlicht in Landsberger Monatszeitung November 2015

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